Du hast die Macht über dein Kind.

Puh... die Macht des Wortes Macht, rüttelt ganz schön in meinem Körper.

Ich fühle mich fremdbestimmt, unterdrückt, nicht gesehen, klein.

Bei dem wort Macht, fühle ich mich wie ein kleines Mädchen, dem Gewalt angetan wird. Dieses kleine Mädchen in mir, fühlt sich tief Einsam, weil mit dem Wort Macht auch mitschwingt, dass sich der große Erwachsene von den Bedürfnissen und Grenzen meines inneren, kleinen Mädchens abgeschnitten hat.
Ich merke (und du wahrscheinlich auch gerade), wie sehr ich mit einem einzigen Wort in meiner Prägung, meinen kindlichen Erfahrungen lande...

Die Haltung, dass Eltern Macht über ihre Kinder haben, begegnete mir in einem Buch von Jesper Juul.
Mir begegnete diese Haltung heute, während ich als erwachsene, verheiratete, zweifache Mutter auf dem Sofa liege.
Und es schüttelt mich.
Mein inneres Kind bekommt Angst, bäumt sich auf, lehnt das ab.

Und ich als Mama....
...versuche mich selbst zu beruhigen.

...versuche mir behutsam bewusst zu werden darüber, welche Erfahrungen und Gefühle ich unbewusst mit diesem Wort in Verbindung bringe.
Ich gebe diesem Wort Raum und lasse alle Erinnerungen kommen und merke, dass mir als Kind mit einer sehr destruktiven Form von Macht begegnet wurde.

Eine Form von Macht, in der sich der Erwachsene über mich gestellt hat, hart ubd autoritär entschieden hat und dabei die Verbindung zu mir verloren hat. Einsam, durch diesen inneren Kontaktabbruch und in tiefer Traurigkeit und Schmerz blieb ich zurück, weil ich jeden Mal das Gefühlt hatte, dass weder meine Grenzen, noch meine Bedürfnisse geachtet werden.

Es dauert eine Weile, bis ich alle alten Fäden entworren habe und der Moment da ist, in dem ich einen Schritt weiter gehen kann, um überhaupt erstmal zu verstehen, was Jesper Juul überhaupt damit meint.


Macht bedeutet für mich und meine Kinder heute, Verantwortung zu übernehmen.
Macht bedeutet, Entscheidungen für mich und meine Kinder zu treffen,

in dem ich im inneren Dialog mit den Grenzen und Bedürnissen meiner Kinder bin.


Und ja, dann kann es sein, dass ich als Mutter entscheide, dass es jetzt Schlafenszeit ist, weil ich spüre, dass die Kinder gerade nicht mehr wirklich spielen, sondern wie in einen ungehaltenen Rausch kommen, sich selbst überfordern und mich als Anker brauchen, der sie zur Ruhe einlädt.
Und in dem Moment der Entscheidung, habe ich Macht, weil ich aus meiner Lebenserfahrung UND meinem intuitiven Gefühl für meine Kinder die Verantwortung übernehme.

Selbstverständlich sind unsere Kinder extrem feinfühlige, wundervolle, hochintelligente Menschen, denen es liebevoll auf Augenhöhe zu begegnen gilt.
Deren Bedürfnisse und Grenzen absolute Achtsamkeit geschenkt werden muss!!!


Diese Achtung der Bedürfnisse und Grenzen unserer Kinder ist so wichtig,

damit unsere Kinder in ihren natürlichen Gleichgewicht bleiben

und sich darin frei, selbstbestimmt und lebendig entwickeln können.


Um den Bedürfnissen und Grenzen zu lauschen müssen wir nichts weiter tun, als unser Kind achtsam und präsent wahrzunehmen und sie intuitiv durch den Tag zu begleiten.
Und dennoch braucht es manchmal eine liebevolle Grenze, ein von mir gehaltenen Rahmen, damit meine Kinder sich erholen können.

Ich stelle fest, dass nach der Bewusstwerdung, welche Gefühle, Erinnerungen und Situationen in mir zum Thema Macht aufgekommen sind, das Wort in seiner Heftigkeit an Macht verliert.


Ich stelle fest, dass ich als Kind Macht durch die Handlungen meiner Familie immer destruktiv gefühlt habe, körperlich und psychisch. In diesem Zusammenhang von Macht, habe ich selbst keinen gehaltenen Raum erlebt, sondern tiefe Einsamkeit und Schmerz, weil meine Grenzen und Bedürnisse in diesem Zusammenhang missachtet wurden.

Ich stelle fest, dass selbst einzelne Worte eine Flut alter Gefühle anschwemmen kann, die einem den freien Blick auf sein Kind erschweren können.

 


Denn:

in dem Moment, wo wir innerlich in unserer

alten Prägung, Erfahrungen, Erinnerungen landen, sind wir nicht mehr frei.


Und ich stelle fest, dass ich dir eines mitgeben möchte:

Wenn wir alt erlebtes tranformieren,

in die dunkle Tiefe hineinschauen,

weg rennen wollen, weil wir Angst vor der eigenen Dunkelheit haben,

es nicht tun, weil wir spüren, dass es dran ist, mutig zu sein und zu vertrauen, geschieht etwas magisches:


Wir erwarten den Tot.
Was dann passiert ist Freiheit, ist Zyklus, ist Leben.

In Liebe,
Pia Mortimer 

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Kommentare: 6
  • #1

    Nina (Montag, 14 Mai 2018 18:30)

    Hammer Text! So kraftvoll! Ich kann so verstehen, wovon du sprichst! Danke!!!!

  • #2

    Kira (Montag, 14 Mai 2018 18:49)

    Krass, bin mega beeindruckt!
    Danke dir für deine Arbeit und all die Liebe, die du der Welt schenkst.
    Kira

  • #3

    Johanna S. (Montag, 14 Mai 2018 18:50)

    DANKE.DANKE.DANKE

  • #4

    Ann-Katrin Hummels (Montag, 14 Mai 2018 18:58)

    Liebe Pia,
    Ich bin gerade ganz schön geflashed von deinen Worten! Genau diese "Triggermomente", wo man innerlich aus der eigenen Prägung handelt, kenne ich gut aber ich hätte es niemals so stark formulieren können, wie du es getan hast.
    Ich danke dir von Herzen!
    Grüße aus Berlin.

  • #5

    J. (Montag, 14 Mai 2018 19:25)

    Liebe Pia, inspirierend wie immer. Wie schaffst du es so bewusst und präsent mit deiner Prägung fertig zu werden und im selben Moment gut mit deinen Kindern umzugehen und nicht 1:1 weiter zu geben?
    Danke.
    J

  • #6

    Tatjana (Montag, 14 Mai 2018 22:37)

    Wow. MAL WIEDER ein unglaublich toller Blogbeitrag zu deiner wertvollen Arbeit! Ich bin sprachlos....
    Ich bin berührt.... ich fühle mit dir und deinen Erlebnissen und es ist gelichzeit ein Spiegel meiner Kindheit. Auch wenn ich noch keine Kinder habe, war der Beitrag für mich unglaublich wertvoll. Ich danke dir von Herzen, liebe Pia.
    Wir hören!;)
    Tatjana