Ein Gastbeitrag von Sandra.
Es ist vorbei, ich weiß es nur noch nicht….
...dies ist der Buchtitel eines Buches über traumatisierte Geburten.
Aber selbst wenn die Geburt nicht traumatisierend war, kann es sein, dass der Körper damit noch nicht fertig ist.
Ich durfte 2 Geburten erleben. Beide waren ganz unterschiedlich.
Die erste Geburt 2015 war sehr traumatisierend für mich. Der Kreißsaal war toll gestaltet. Sehr familiär und ruhig.
Doch diese Geburt war der Horror.
Der Umgang des Personal mir gegenüber, meine eigene innere Angst, die Dauer der Geburt (mehr als 30 Stunden) und die Erschöpfung führten dazu, dass der Kopf unseres Wunders sich nicht ins Becken drehte. Dazu kam eine schlecht sitzende PDA und
ich war ein Käfer auf dem Rücken.
Alles führte zu einem Geburtsstillstand und einem Kaiserschnitt.
Ganz klar wurde mir vermittelt, dass ich versagt habe. Und so fühlte ich mich auch. Versagt als Mutter. Mein Körper brauchte nicht lange, um mit dem Kaiserschnitt fertig zu werden. Ich war schnell wieder fit und hatte keine Schmerzen.
Aber ich hatte immer wieder das Gefühl, dass der Körper doch noch nicht fertig sei bzw. vielleicht die Seele?
Ich fühlte mich noch sehr lange schwanger. Mein Kopf wusste, dass das Kind da ist. Ich kümmerte mich trotz Wochenbettdepression so gut ich konnte und stillte sie auch.
Doch immer wieder redete ich mit dem Kind in meinem Bauch, streichelte mir über den Bauch. Und immer wieder wurde ich nachts wach mit dem Gefühl „Oh, die Wehen gehen los.“
Mein Körper war also noch nicht fertig mit der Geburt. Ich habe ihm damals nicht den Raum gegeben, dies zu Ende zu bringen.
Die zweite Geburt 2017 war zwar nicht traumatisieren. Aber auch hier kam es zu einem Geburtsstillstand und einem Kaiserschnitt. Der Kopf von Wunder Nr.2 drehte sich auch nichts in Becken. Jegliche Bemühungen meinerseits und vom Krankenhausteam waren umsonst.
Der Kaiserschnitt versöhnte mich mit der ersten Geburt und es kam keine Wochenbettdepression mit nach Hause.
Körperlich war ich nicht so schnell fit, wie beim ersten Mal. Dem gab ich mich diesmal aber auch völlig hin und es durfte so sein.
Allerdings merkte ich wieder, dass der Körper nicht fertig war. Ich fühlte mich zwar nicht schwanger, aber wieder kam oft der Gedanke: „Oh, die Wehen kommen.“
Diesmal wollte ich dem Körper gerne den Raum geben, dies zu Ende zu bringen.
Irgendwann abends nach einem anstrengenden Tag. Wir sind zwar gerade mitten im Umzug,aber ich fand etwas Zeit für mich. Beide Kinder schliefen und ich richtete mir das Badezimmer her.
Ursprünglich hatten wir uns eine Hausgeburt gewünscht, die leider nicht zustande kam.
Ich machte mir Kerzen im Badezimmer an und hörte die Musik, die ich mir für die Geburt raus gesucht hatte.
Ich sagte meine Affirmationen und Mantren auf.
Es war total toll und entspannt. Ich wechselte immer wieder die Position in der Badewanne.
Das ging ungefähr zwei Stunden noch so und hatte wirklich das Gefühl, dass ich Wehen hatte.
Dann hatte die kleinste Tochter hunger und wollte gestillt werden. Mein Mann brachte sie mir und da sie eh Baden sollte, haben wir das gleich mit erledigt.
Ich stillte sie in der Badewanne und wir haben dann noch gekuschelt und gebadet zusammen.
Das war ein wundervoller Moment und versöhnte mich mit allem.
Am nächsten Tag hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass mein Körper etwas beenden musste und ich bekam wieder meiner Erwartung meine Periode.
Ein Kaiserschnitt ist eine durchaus berechtigte Geburtsart, solange er sinnvoll durchgeführt wird, aber
dem Körper kann (muss nicht immer) einfach ein Stück fehlen, um richtig fertig zu sein mit der Geburt.
Da kann so ein Heilbad Wunder bewirken. Ich würde mich freuen, wenn mehr Frauen diese Erfahrung machen können und vielleicht ist mein Bericht Inspiration für die ein oder andere Frau.
Sandra.