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Geburtshilfe heute

 

In diesem Blogbeitrag, werde ich die heutige Geburtshilfe auf verscheidensten Ebenen beleuchten.

Ich werde die Hintergründe für Kontrollmechanismen unter der Geburt beleuchten und die Auswirkungen auf die gebärende Frau aufzeigen.

 

Während die Zahl der Geburten in Deutschland stetig steigen, sinkt die Anzahl an klinischen Geburtstaionen, Geburtshäusern und die Tätigkeit der Hebammen. 

Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung, verzeichnete Deutschland im Jahr 1991 noch 1.186 Geburtstaionen, 2014 waren es nur noch 725.

 

Was bedeutet dies für die gebärende Frau?

 Mit den wachsende Geburtszahlen, wächst der Druck auf die werdenden Mütter, die teilweise selbst nach langen Bemühungen keine Hebamme für die Begleitung in der Schwangerschaft oder im Wochenbett finden. 

 

Mehr Geburten bei weniger Geburtsstationen und Hebammen bedeutet zwangsläufig, dass die Geburten im Krankenhaus stärker getaktet- und damit planbarer gemacht werden müssen. Eine Begleitung, wäre ansonsten schlichtweg unmöglich. 

 

Was bedeutet es für die Frau, wenn ihre Geburt im Krankenhaus durch die äußeren Umstände planbarer gemacht werden muss? 

Um diese Frage zu beantworten, möchte ich zwei Punkte nennen. 

Wenn wir von Geburten sprechen, geschehen diese in 96% der Fällen im Krankenhaus. 

Schwangere Frauen, kommen mit dem Wunsch nach Sicherheit und Begleitung während und nach der Geburt ins Krankenhaus und treffen im Kreissaal auf eine diensthabende Hebamme, die mit hoher Wahrscheinlichkeit, noch weitere 2-3 Geburten begleitet. 

 

Punkt 1:

Jede zweite Hebamme, betreut im Krankenhaus drei bis vier Geburten gleichzeitig.

 

Unter diesen Umständen bleibt keine Zeit, sich auf die Geburtsprozesse der gebärenden einzustimmen und die Frau medizinisch und mental individuell zu sehen und zu begleiten! 

Immer mehr Frauen, fühlen sich durch genau diese Zustände unter der Geburt allein gelassen, nicht gesehen und nicht begleitet. 

 

Bei fehlender Begleitung, steigt die Sorge und Angst der gebärenden Frau, um sich selbst und das ungeborenes Kind. Sorge und Angst, sind während der Geburt die Türöffner für eine Reihe vermeidbarer Komplikationen

 

Punkt 2: 

Ärzte und Hebammen leiden zudem unter dem hohen Druck der rechtlichen Absicherung. Fehlentscheidungen seitens des medizinischen Personals, werden öffter denn je zur Rechenschaft bis hin zur Verurteilung gebracht. 

 

Daraus folgt, dass die Geburten durch technische Kontrollen, wie die Messung der Wehen Tätigkeit, der Herztöne und durch medizinische Eingriffe, wie vaginale Untersuchungen am Muttermund, zu einer scheinbaren sicheren Insel geworden sind, durch die Ärzte und Hebammen hoffen, die Geburtsprozesse im Griff zu halten. Hier können komplexe Geburtsverläufe messbar gemacht werden.

Der Wunsch: Weniger Komplikationen durch mehr Kontrolle des individuellen Geburtsprozesses und die damit einhergehende rechtliche Absicherung des betreuenden Personals.

 

Diese Kontrollmechanismen und die Eingriffe jedoch, haben keinerlei positiven Nutzen für den natürlichen Geburtsprozess. 

Im Gegenteil! 

 

Welchen Einfluss haben die Kontrollen und Interventionen unter der Geburt auf die gebärende Frau? 

Stellen dir kurz vor, du hätten uns zum Stuhlgang in einen vermeintlich geschützten Raum zurück gezogen. Während du beginnst loszulassen, betritt ein fremder Mensch dein Badezimmer, fasst dir in deinen Anus, um zu schauen, wie weit der Prozess deines Stuhlgangs schon fortgeschritten ist. Wie weit sich dein Anus schon geöffnet hat und wie tief der Stuhlgang bereits gerutscht ist. 

 

Was bei natürlichen Geburten, während der vaginalen Untersuchungen passiert, ist ein automatischer Selbstschutz, indem sich der Körper, in diesem Falle der Geburtskanal, zurückzieht. 

Die Fasern der Gebärmutter-Muskulatur, ziehen auch in den Muttermund, der sich während eines solchen Eingriffs eher schließen und verhärten werden, statt offen und weich zu bleiben, wobei Frau eben genau das für einen natürlichen und komplikationslosen Geburtsprozess braucht. 

 

Wir müssen loslassen, weit und weich werden, während wir unser Baby auf diese Welt begleiten. 

 

Die Eingriffe zur rechtlichen Absicherung des medizinischen Personals, die unter massiven Zeitdruck und Personalmangel arbeiten, fördern demnach den natürlichen Geburtsprozess nicht. 

Selbstverständlich gibt es Fälle, in denen die Medizin durch eben diese Kontrollen, leben retten. Keine Frage. In diesen Fällen sprechen wir dann nicht mehr von natürlichen-, sondern pathologischen oder komplikationsreichen Geburten. 

 

Worauf ich hinaus möchte: ein natürlcher Geburtsprozess braucht keinerlei Interventionen durch Kontrollen.

 

Wird in den natürlichen, komplikationslosen Geburtsprozess eingegriffen, kann dies sogar Komplikationen begünstigten, wenn es durch die vaginalen Untersuchungen zu einem Geburtsstillstand kommt, der aus dem intuitiven körperlich Schutzreflex der gebärenden Frau entsteht. 

 

Wir sehen nun dem Schein der Sicherheit durch medizinische Eingriffe, direkt ins Gesicht. 

 

Was sind die Gründe der Interventionen unter der Geburt? 

Wie wir bereits festgestellt haben, ist ein Grund für die Interventionen, der Wunsch nach Planbarkeit der Geburt und die rechtliche Absicherung des Personals. 

 

Ein weiterer Grund für die Interventionen ist, dass Geburtstaionen chronisch unterfinanziert sind,- der Grund, warum so viele Geburtstaionen schließen. 

Mit jeder Intervention, fließt Geld. 

Geld, was dringend von Nöten ist, um möglichst keine roten Zahlen zu schreiben.

Ohne Interventionen unter der Geburt, werden rote Zahlen geschrieben. 

Wir können uns also ausmalen, wie viele Interventionen unter der Geburt tatsächlich medizinisch notwendig sind und welche finanziell. 

Klingt pervers? Das ist es. 

Du kannst es nicht glauben? 

Hier erfährst du mehr! -> Gewalt in der Geburtshilfe

 

Mir ist schwindelig. 

Versuchen wir in all dem einen kühlen Kopf und einen klaren Verstand zu behalten. 

 

Warum sinken die Zahlen der Hebammen so drastisch? 

Grund dafür, ist der massive Anstieg an Haftpflicht-Versicherungsprämien, die freiberufliche Hebammen zahlen müssen. Grund für diesen Anstieg, sind die immer häufiger eintretenden Schadensersatzklagen bei Geburtsschäden. 

Während die Summe der Haftpflicht-Versicherungsprämien bei freiberuflichen Hebammen 2006 noch 1350€ lag , liegen die Versicherungssummen heute bei 6200€. 

 

 

Fassen wir zusammen:

Viele Geburten bei weniger Geburtsorten und Hebammen. 

Wenige Hebammen, müssen unter immensem körperlichen und mentalem Druck, mehrere Geburten auf einmal betreuen. 

Um sich persönlich rechtlich abzusichern und den Erhalt der Station zu sichern, wird in den natürlichen Geburtsprozess eingegriffen, was zu erheblichen Komplikationen führen kann. 

Das bedeutet wiederum erhöhten Druck für das medizinische Personal. Aber Geld.

Ein Teufelskreis.

 

 

Die Zeit ist reif, für eine neue Geburtskultur. Für starke Mütter, die vertraut mit ihrem urweiblichen Wissen sind. Für eine Gesellschaft, die die Natürlichkeit der Schwangerschaft wieder zu sehen lernt und dabei erkennt, dass all die scheinbare Sicherheit, nur ein Luftschloss war, das für unsere Gesellschaft nicht länger tragbar ist.

Auf den Tisch gehauen, für eine Geburtskultur, in Liebe, Vertrauen und Respekt. 

Für gebärende Frauen und für das medizinische Fachpersonal! 

 

Lasst uns hier, heute und jetzt beginnen, gemeinsam für unsere Wünsche & Rechte zu gehen! 

 

In Liebe, 

Pia Mortimer 

 

 

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