7 Tipps für eine liebevolle Begleitung durch den Entwicklungsschritt deines Kindes

Ich denke: ich bin die Einzige, der es so geht. Ich bin die Einzige, der nicht 24/7 die Sonne aus dem Arsch scheint, während alle anderen statisch grinsend von ihrem kleinen Sonnenschein sprechen.

 

Irgendwie scheint es so, als ob wir die Einzigen Eltern wären, bei denen nicht immer alles supi-dupi und tippi- toppi läuft. Die Einzigen mit weinendem Kind, schlafloser Nacht und Dolly- Boobs, weil unser Kind seit Stunden nicht stillen möchte. Die Einzigen, deren Laune echt mies sein kann, wenn sie an den klammernden Sonnenschein denken, der seit Stunden an meinem Körper klebt.

Die Einzigen, die halt echt am Ende sind und sich das alles irgendwie anders vorgestellt haben. 

 

Was passiert hier gerade? 

 

Herzlich willkommen im Entwicklungs- und/oder Wachstumsschub deines Kindes, aus dem jeder von euch und ihr gemeinsam 3 Meter Größer und mit ner‘ Menge neuer Fähigkeiten  hervorgehen werdet. 

Ja, wir sind alle am Ende, aber lasst uns kurz an unseren letzten Schritt auf neuen Boden denken.

Alles ist anders, alles ist so neu.

Du fühlst dich unsicher und wünscht dir nichts mehr als eine Hand, an der du dich festhalten kannst. Eine Hand, an der du Sicherheit findest und weißt, dass du all die Unsicherheit gerade nicht allein aushalten musst. 

Genau so, geht es natürlich auch unseren Kindern, während sie große Schritte ins Leben machen.

Dann wird aus Stakkato, fließende Bewegung und aus 40iger Jahre Pixel-Flimmern, gestochen scharfes HD- Bild. 

 

Kurz: es geht darum, Lernprozesse zu durchlaufen und Fähigkeiten zu integrieren. 

 

Neues macht unsicher.

Sicherheit finden wir bei Mama und vom Rest können wir schwitzend und schnaubend alle ein Liedchen singen. 

Das, was unsere Kinder leisten, ist für uns unvorstellbar geworden, obwohl wir doch alle mal an diesen Schwellen standen und die einzige Möglichkeit der Sprung ins Ungewisse war.

 

Die Welt bebt, kein Stein liegt mehr auf dem Anderen, obwohl man es sich doch gerade gemütlich gemacht hat. Natürlich suchen sie Sicherheit, selbstverständlich geben wir alles was wir können, um einen geschützten Rahmen aus Liebe, Mitgefühl, Halt, Schutz und Nähe zu schaffen, damit unsere Kinder so viel Sicherheit wie irgend möglich bekommen. 

 

 

Hier kommen meine 7 Tipps,

um während des Schubes in guter Verbindung zu dir und deinem Kind zu bleiben:

 

1. Schmeiße Pläne über Bord

Mein erster Tipp ist, dass du für die Zeit des Entwicklungsschrittes mit deinem Kind nur das machst, was euch Kraft und Energie gibt. Du tust weder dir noch deinem Kind etwas Gutes, wenn du Verabredungen einhälst, weil du Angst hast, für Enttäuschung zu sorgen. Nach Verabredungen, die in dieser Zeit pflichtbewusst eingehalten- statt abgesagt wurden, ging es mir und meinen Kindern meist noch viel bescheidener als nach einem ausgedehnten Spaziergang im Wald, in dem wir alle aufatmen und Kraft schöpfen konnten. 

 

Schmeiß‘ Pläne über Bord, die dich gerade nicht nähren, mach‘ das, worauf du Lust hast und minimiere deine Pflichten.

 

Es wird dir und deinem Kind damit besser gehen. 

 

2. Differenzierung zwischen dir und deinem Kind

Wenn unsere Kinder neuen Boden unter den Füßen haben, alles noch so wackelt und nach Sicherheit sucht, ist es unglaublich wichtig, dass wir in unserer Mitte bleiben und nicht mit in die Hilflosigkeit unserer Kinder mit einsteigen.

Es ist wichtig, ihnen präsent zu vermitteln, dass sie getragen und gehalten von einem in sich sicheren Elternteil sind.

 

Wenn wir nicht in unserer Mitte sind, spüren das unsere sensiblen Kinder und haben dann keinen Anker mehr, an dem sie sich orientieren und beruhigen können. 

 

Mir helfen dabei die 7 Embodiment-Übungen, die ich in einem meiner Blogbeiträge beschrieben habe.

 

3. Lebe authentische Gefühle

Differenzierung ist wichtig, wobei wir uns selber nicht von unseren authentischen Gefühlen abschneiden sollten. 

Wenn dein Kind nicht schläft, viel weint und wenig isst, wir alles geben und nichts etwas zu verändern scheint, bringt uns das an unsere Grenzen. Punkt.

Dann sind wir keine schlechte, herzlose Mutter sondern authentisch.

 

Es ist wichtig, dass wir unsere Gefühle zulassen und ihnen auch Raum geben.

 

Ein kurzes: ,,oh man ist das alles scheiße, ich fühle mich allein und habe keine Ahnung, was ich jetzt noch machen soll“, macht uns viel freier als innerlich zusammenzuhalten und verbissen und frustriert sein Baby auf dem Arm zu wippen.

Dir wird in einigen Momenten mit deinem Kind zum Heulen zumute sein. Mach es!

 

Sag ja zu dir, indem du deinen Gefühlen Raum gibst und vertraue darauf, dass dir und deinem Kind die Authentizität deines Ausdrucks Entlastung verschaffen wird.

 

Unser Gefühl ist ja eh da, egal ob wir es ausdrücken oder nicht. Es macht allerdings eng, wenn wir uns zusammenhalten und weit und frei, wenn wir sagen, wie wir uns fühlen. 

 

4. Hilfe annehmen 

Viele Frauen sind der festen Überzeugung, dass sie da jetzt allein durch müssen. Es scheint unmöglich, ja, wie ein Eingeständnis des Scheiterns, wenn wir die eigene Mama um Hilfe bitten würden. Ich habe es lange Zeit nicht getan, weil ich Angst davor hatte, als maßlos überforderte Mutter dazustehen und den Stempel auf Lebzeiten blinkend auf der Stirn zu tragen. Das Schöne an diesem Lernprozess für uns ist, dass wir bevor wir hechelnd überm‘ Zaun hängen, um Unterstützung bitten dürfen. 

 

Wir dürfen fragen, wenn wir noch in unserer ganzen Kraft stehen, bevor wir das Gefühl haben, in der Hilflosigkeit zu ertrinken.

 

Ja, wir dürfen um Hilfe bitten und sie annehmen. Wir sind letztendlich so allein, wie wir uns machen. 

 

5. Mitgefühl

Es ist manchmal gar nicht so leicht, weich, offen, geduldig und liebevoll zu bleiben, während man alles gibt und gleichzeitig das Gefühl hat, dass die Frustration und Hilflosigkeit das Einzige ist, das wächst. 

 

Erinnere dich an deine letzten Sprünge ins Ungewisse.

 

Der erste Tag auf der neuen Arbeitsstelle. Alle wissen voll wie es läuft nur man selber steht unsicher da, versucht sich zusammenzureißen, schlau auszusehen, während einem eigentlich nur zum Heulen ist. Kannst du dann schlafen? Kannst du dann essen? Dann ist erstmal Aufruhr angesagt und wir versuchen uns sicheren Boden zu verschaffen. Der sichere Boden sind wir, für unsere Kinder.  

 

6. Der Schlaf deines Kindes

Auch wenn es manchmal wirklich anstrengend und ermüdend ist, versuche deinem Kind so viel Schlaf wie möglich zu schenken.

Ja, sie tun so, als ob sie hellwach wären, voll auf Sendung und bereit für die erste Reihe im Kinosaal, aber das sind sie nicht. Es fällt ihnen schwer in den Schlaf zu finden aber es ist eines der wichtigsten Dinge, um dein Kind während der Schübe gut zu begleiten. Ich hole meine Kinder teilweise nur zum Stillen aus der Trage. 

 

7. Das Tragen

Besorge dir eine Tragehilfe, in der du deinem Kind durch Körperkontakt, Nähe und Sicherheit schenkst. Am Höhepunkt des Schubes ist es für meine Kinder am besten, Haut auf Haut ins elastische Tragetuch gehüllt zu sein. Bei zunehmendem Alter und Größe, steigen wir auf Tragehilfen um. 

 

 

Das waren meine Tipps zum liebevollen Umgang mit Entwicklungsschüben deines Kindes. 

Wenn du weitere Tipps für und Mütter hast, immer her damit. Schreib es gern in die Kommentare

 

Bis dahin, wünsche ich euch Freiheit im Alltag, einen starken Rücken, ein gutes Bei-dir-bleiben und ein authentisches JA zu deinen Gefühlen und den Hilfsangebotendeiner Mitmenschen. 

 

In Liebe,

Pia Mortimer

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Katha (Dienstag, 04 Juli 2017 15:13)

    DANKE, Pia! Es ist wirklich ein Geschenk, dass du mir als Mama und uns als Eltern machst. Ich bin so oft am Rande der Verzweiflung und frage mich und da tun deine Texte einfach nur gut. Die Tipps, die du nennst, sprechen so viel in mir an! Ich kann so schlecht Hilfe annehmen und mir fällt es oft schwer, Verabredungen anzusagen obwohl ich merke, dass mein Kind und ich etwas anderes brauchen... Danke für den Mut und die Liebe, die du schenkst! Danke!