Liebes Wochenbett,
Du bist unbeschreiblich schön,
unfassbar tief und kaum in Worten zu beschreiben und dennoch versuche ich es jetzt:
Du bist der Schutz und der Halt,
Der Rahmen, in dem es galt,
empfangen zu werden.
Du bist da, wenn ich mit der letzten Presswehe, mein Kind in den Händen halte und begrüßt mich mit deiner Sanftmut und Ruhe.
Du legst dich, wie eine zweite Gebärmutter um unser gewachsenes Rudel und bildest damit einen Raum, in dem wir uns beschnuppern dürfen, fühlen dürfen, im Innen und Außen.
Du bist der Schutz und der Halt,
Der Rahmen, in dem es galt,
nachzuspüren.
Ja, wie fühle ich mich so, mit leerem Bauch? Nach einer Geburt, in der ich tief in meinen intuitiv gebärenden Körper hinabstieg?
Wie fühlt sich mein Kind, nach dieser unglaublichen Geburtsreise?
Du, kleiner Noam, bist auf diese Welt gereist. Alles, wirklich alles ist so anders und neu. Von innen nach außen in 5 Stunde, von der Enge in die Weite.
Nicht außen Laut, du leise, sondern umgekehrt.
Ja, jetzt darfst du erzählen, verarbeiten und integrierten, wir sind da!
Und um uns, der ruhige Raum des Wochenbetts.
Wie fühlt sich meine große-kleine, die zur Schwester geboren wurde und sah, wie ich ihren Bruder aus dem Wasser hob?
Ja, wie fühlt sich der Papa, der seine große Tochter auf dem Arm hielt und mir dabei zusah, wie ich mich der Geburtskraft mit allem was ich bin, hingab. Er
wusste, dass ich alle Weisheit in mir trage, um unseren Sohn, ohne fremde Hilfe zu gebären.
Du bist der Schutz und der Halt,
Der Rahmen, in dem es galt,
uns kennenzulernen.
Und ja, wie fühlte es sich an, jetzt nicht länger zu dritt, sondern zu viert zu sein? Abschiedsschmerz, der alt bekannten Dreisamkeit und dennoch ein Fest in noch unbekannter Viersamkeit.
In deiner Ruhe, finden wir in unser Vertrauen.
Du bist der Schutz und der Halt,
Der Rahmen, in dem es galt,
Deine Ruhe als Einladung zu erkennen.
Wir dürfen uns finden, kennenlernen, zusammenwachsen um zusammen zu wachsen.
Und dann geht es nicht darum, wie Verwandte und Freunde sich fühlen, wenn wir klarstellen, dass wir erstmal Zeit für uns möchten.
Es geht darum, dass wir unsere sichere Basis finden, Halt in uns und im Miteinander. Es braucht Ruhe und Zeit, bis wir entscheiden, wann jemanden unseren geschützten Raum getreten darf.
Du bist der Schutz und der Halt,
Der Rahmen, in dem es galt,
Authentisch zu sein.
Denn alles kommt und geht in Wellen, während wir in dir schwimmen, liebes Wochenbett. Alle Trauer, aller Schmerz, alle Kraft und Lebensfreude. Weder Heulsuse, noch Hormonschleuder. Nein,
authentisch du und ich.
Das wir vier, ein starkes, leuchtendes, wildes Rudel sind,- das habe ich dir zu verdanken, liebes Wochenbett.
Du bist der Schutz und der Halt,
Der Rahmen, in dem es galt,
Authentisch du und ich zu sein, weil wir alle neu geboren wurden.
Pia Mortimer
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Anne F. (Sonntag, 13 August 2017 23:06)
Danke für diese weiche, behztsame, fast heilige Stimmung, die du durch deine Worte transportiert!
Ich hatte bei meinem Sohn vor 5 Jahren innerlich leider nicht die Möglichkeit, mich diesem großen Raum so hinzugeben. Ich dachte, ich müsse jetzt allen meinen Sohn präsentieren und habe nicht auf mein eigentliches Bedürnis gehört...
Alles Liebe dir, Pia! Du machst eine so tolle Arbeit, die uns Frauen wieder lebendig sein lässt! Krass! Danke :)!
Grüße aus Berlin! Anne.