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Warum Kinder weinen und wie wir sie liebevoll begleiten können

 

 

Wir versuchen alles! Tragen, hinlegen, aufstehen, Abhalten, Popo-klopfen, Lieder Singen, Windeln wechseln, Brust anbieten,- was denn noch?? Papa jetzt übernimm doch mal!!! Man ej… 

 

Wenn das Kind weint, werden eigene Gefühle unweigerlich wach. Während wir alles versuchen und irgendwie nichts das Kind beruhigt, wächst der Druck auf der Brust. Wir fühlen die aufsteigende Wut und versuchen sie schnellstmöglich weg zu drücken.

Wir begegnen unserer Sorge, Angst, unserer Verzweiflung,- ,,ich hab doch alles gemacht, warum weinst du immer noch???“

Frustration taucht auf, man hat getragen, hat sich hingelegt, ist wieder aufgestanden….. 

,,Und du? Du bist immer noch nicht ruhig.“ 

 

Grenzerfahrung.

 

Wir kommen an unsere Grenze, weil wir die unstillbar scheinenden Bedürfnisse des Kindes als Bloßstellung eigener Unzulänglichkeit empfinden.

,,Ich bin keine gute Mutter, wenn mein Baby weint. Ich muss etwas falsch machen, andere können es doch auch, nur ich nicht.“

 

Was brauchen unsere Kinder, wenn die Windel trocken, der Hunger gestillt und der kleine Körper weder zu warm, noch zu kalt ist?

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Bedürfnisse deines Kindes ebenso vielschichtig sind, wie deine eigenen. 

Unsere Kinder, sind emotional sehr wache Wesen, fühlen wie wir, sehen wie wir und brauchen dementsprechend genau den selben Raum an Verarbeitung. 

Was uns von unseren Kindern unterscheidet, ist das logische Denken, in dem wir Situationen des Alltags einordnen und verarbeiten können. 

Genau wie wir, nehmen auch unsere Kinder Atmosphären intuitiv wahr. Wir alle spüren die dicke Luft, wenn wir einen Raum betreten, in dem vorher gestritten wurde. Wir Erwachsenen jedoch wissen, dass der Streit nichts mit uns zu tun hatte, können einordnen, was wir spüren und uns bestenfalls aus Freiheit und Bewusstheit dazu verhalten. 

 

Das, was Kinder brauchen, wenn die Windel trocken, der Hunger gestillt und der Körper weder zu warm, noch zu kalt ist, ist Nähe. Raum. Gesehen und gehört werden. 

 

Was brauchst du, wenn du in Unruhe bist? Der Tag eine Menge Eindrücke und Emotionen in dir geweckt hat und du versuchst deinen Umgang damit zu finden?

Was brauchst du, wenn du verunsichert, ängstlich, voller Trauer oder Verzweiflung bist? Vielleicht eine ruhige Hand, die deine hält. Ein Mensch, der dir Sicherheit und Wärme schenkt. Der nicht gegen deine Erzählungen ansingt oder dir mit einem ,,schschsch“ das Wort abschneidet und dabei selber ganz schön in Stress gerät.

Manchmal, ist es einfach der Raum der Sicherheit, den dein Kind braucht, um zu erzählen, wie es die Welt heute wahrgenommen hat. 

 

Wie können wir einen sicheren Raum für unser Kind schaffen, in dem es zur Ruhe finden kann, nachdem es alles erzählt und verarbeitet hat? 

So, wie auch unsere Kinder die Atmosphäre des Raumes wahrnehmen, spüren Sie ebenso intuitiv, wie es uns als Mutter oder Vater geht, während wir versuchen es zu beruhigen.

So werden sie sich in einem sich unsicher fühlenden Elternteil, nicht beruhigen können, wenn sie merken, dass uns als Mutter oder Vater etwas emotional beunruhigt. 

 

Wir sind der Anker für unsere Kinder. Durch uns, können auch Sie sich sicher und gehalten fühlen und werden ebenso verunsichert sein, wenn wir kein sicherer Hafen sind. 

 

An unsere authentisch gefühlte Ruhe, kann sich dein Kind anbinden und damit selber beruhigen, weil es spürt, dass alle Sicherheit da ist um loszulassen. Wenn wir gut in unserer Mitte sind, können wir unserm Kind allen Raum geben, um erlebtes einfach erzählen zu lassen und da zu bleiben. 

 

Wohin dann nur mit der eigenen Frustration, mit der Angst, Wut und Sorge die das kindliche Weinen in uns auslöst?

Es geht natürlich nicht darum, all die eigenen Gefühle zu verdrängen. Ganz im Gegenteil. Es geht um die bewusste Wahrnehmung der eigenen Gefühle, damit wir gut für unsere Kinder sorgen können. 

Versuche dir deiner wachen Emotionen ganz liebevoll bewusst zu werden und dennoch im Kontakt mit deinem Kind zu bleiben, indem du es weiterhin bewusst auf dem Arm hälst. Vielleicht möchtest du für einen Moment deinen Atmen spüren und alle Anstrengung mit jeder Ausatmung aus deinem Körper entlassen…

 

(In meinem Blogbeittag 7 Embodimentübungen für ein bewusstes Körpergefühl findest du weitere Übungen, um dich mit deinem Körper zu verbinden.)

 

Die Voraussetzung, um deinem Kind Sicherheit zu schenken, damit es erzählen und im Anschluss zur Ruhe kommen kann, ist also die eigene Ruhe und Sicherheit, an der sich dein Kind orientieren kann. 

 

So schwer, frustrierend und anstrengend es auch sein mag, wenn dein Kind weint, sei da. Halte den Raum. Finde in deine Sicherheit und Ruhe, damit auch dein Kind in diese Ruhe findet. 

 

Gerade gestern Abend, als mein Sohn sich vor dem Schlafen wand und er durch sein Weinen von seinem Tag erzählte, hielt ich ihn still im Arm. Ich spürte meinen Atem, spürte den Boden unter meinen Füßen, meine Hände, die ihn hielten. Ich schaute ihm in die Augen und sagte: ,,ich weiß, kleiner Noam, der Tag war sehr anstrengend für dich. Ich sehe, dass es gerade nicht leicht ist, zur Ruhe zu kommen. Ich bin für dich da, du bist sicher und auch wenn es gerade wirklich schwer für dich ist, es geht vorbei. "

 

Es ist nicht leicht, aber eben so wichtig, dass wir in solchen Grenzerfahrungen in der Rolle der Erwachsen bleiben, die unser Kind halten und versorgen. 

 

Wenn du in deiner Mitte bist, mit dir im Einklang, wird dein Kind erleben, dass es nicht falsch ist mit seinen Bedürfnissen, sondern gesehen, gefühlt und gehalten wird. 

 

Und das haben wir uns als Kinder doch auch alle gewünscht, oder? 

 

Pia Mortimer

 

 

 

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